Orte der Sehnsucht: Verzascatal (TI)

Lauschige Landgasthöfe, atemberaubende Naturgewalten und einzigartige Plätze, wo man einfach die Seele baumeln lassen kann: Der Sommer lädt dazu ein, die Schönheiten der Schweiz neu zu ­entdecken.

Veröffentlicht in Die Weltwoche, 7. Juli 2020

Bild: Marc Baumann.

Bild: Marc Baumann.

Es sind doch diese Grenzerfahrungen, die blei­ben; Erlebnisse ausserhalb der Komfortzone; Mögliches, das unmöglich wird, nur weil der eigene Kopf im Wege steht. Mich blockierte seit je die Höhe, die Angst vor dem Fall in die Tiefe, wenn unten Verletzungen oder der si­chere Tod warten. Es muss daher eine Kombination aus Neugier, Übermut und sicher auch Dummheit gewesen sein. So fühlte ich mich jedenfalls, als ich auf der Plattform im Ver­zascatal stand: im Rücken, auf der anderen Sei­te der Strasse, die Idylle eines lieblichen Stau­sees; eine Fussspitze vor mir 220 Meter freier Fall mit Felsen und Geröll am Ende. «War­um?», fragte ich mich. «Okay, Mr Bond», sprach die Aufsichtsperson hinter mir, um an 007, den britischen Kult-Geheimagenten, zu erinnern. Wie im Film «Goldeneye» streckte ich meine Arme, zählte von drei abwärts und sprang. Zum Glück hielt das Bungee-Seil, das ich mehrmals in die Höhe schleuderte. Es fühlte sich an wie fliegen, ich war schwerelos. Dieses Gefühl empfehle ich, denn es ist einmalig – für mich ganz bestimmt, wie ich mir schwor.

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