«Dumm gelaufen»

Eine katholische Zeitschrift zögert, ein Interview mit Kurt Aeschbacher abzudrucken. Grund: Dessen Homosexualität.

Veröffentlicht in Die Weltwoche, 17. Juni 2020

Das sei ihm noch nie passiert, empört sich Kurt Aeschbacher. Ein Zeitungsinterview, das er gegeben habe, sei in letzter Minute aus dem Blatt gestrichen worden, wie der 71-Jährige mitteilt. Und das nur, weil er in einer eingetragenen Partnerschaft lebe.

Eigentlich hätte es ein nettes Gespräch für das Schweizerische Katholische Sonntagsblatt (SKS) über Gott und die Welt werden sollen, «nichts Privates», wie sich der Fernsehstar erinnert; der freie Journalist Andreas Raffeiner habe ihn dafür angefragt. «Aeschbi» willigte ein, vermerkte jedoch, dass er nicht gläubig sei. Trotzdem fand die Begegnung statt.

Angst vor verstörten Lesern 

Ende letzter Woche erreichte Kurt Aeschbacher dann das PDF der Ausgabe vom 21. Juni 2020. Sein Bild ziert Seite zehn, das Gespräch – unter dem Titel «Kurt Aeschbacher sieht im Glück den unerwarteten Moment der Seligkeit» – reicht im Layout bis auf die nächste Seite und erhielt von Redaktionsmitglied Melanie Host das Prädikat «Gut gelungen», wie aus dem Schriftverkehr, der der Weltwoche vorliegt, hervorgeht.

Dann die Kehrtwende: Host teilt Raffeiner schriftlich mit, der Verlag sowie der geistliche Leiter des SKS, Generalvikar Andreas Fuchs, hätten Bedenken, das Interview zu veröffentlichen, «da Herr Aeschbacher bekennender Homosexueller ist, was sicher einige Leser verstören wird». Das Interview sei für das SKS «ungeeignet».

Aeschbacher intervenierte postwendend: Was mit dem Interview geschehe, sei ihm zwar egal, wegen der Begründung fühle er sich aber diskriminiert. Er erlaube sich, den Presserat zu informieren.

Generalvikar Fuchs war vor Redaktionsschluss nicht erreichbar. Host vermeldete jedoch sinngemäss, was sie Kurt Aeschbacher mitteilte: «Die Sache ist dumm gelaufen», um anzufügen: «Das Interview wird selbstverständlich abgedruckt.»

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